ABW-Reise-Tipp: High life im Big Apple erleben

New York zählt ohne Zweifel zu den interessantesten Metropolen unseres Erdballs und gilt als weltweiter Trendsetter. Die Stadt hat die Pandemie zur Entstehung neuer Attraktionen genutzt.

Man fährt nach dem Eincheckprozedere mit Gesichts- und Taschenkontrolle in atemberaubender Geschwindigkeit in die Höhe. Der Lift öffnet sich und die Besucher beginnen entzückt zu kreischen, werfen sich auf den Boden und ergeben sich ihrer Selfiemania. Dabei liegt vor ihnen der atemberaubende Blick auf die Skyline von Manhattan. Das ist Entertainment auf Amerikanisch und der neueste Hype an Aussichtsplattformen in New York.

Diese ist Teil des 2021 neu eröffneten Wolkenkratzers One Vanderbilt, der direkt bei der Grand Central Station liegt und mit 427 Metern nach dem neuen One World Trade Center und dem 2020 eröffneten Central Park Tower das dritthöchste Gebäude New Yorks ist. In der wichtigsten Stadt Amerikas herrscht großer Konkurrenzdruck - immer was Neues, was noch Interessanteres zu bieten, lautet die Devise. Da genügt es nicht nur einen tollen Blick auf einer der schönsten Skylines einer internationalen Großstadt zu bieten, den dies tun andere Plattformen auch. So koppelt man dies mit einem neuen Kunstkonzept aus zahlreichen Spiegelungen, schwirrenden Silberballons und Lichteffekten, damit sich der Besucher samt tollen Fotos der Skyline in Szene setzen kann.

Mit wohlfeilen 57 Dollar am Abend (tagsüber 10 Dollar billiger) ist man bei dem Spektakel dabei, aber es ist die Investition wert. Zweifelsohne sollte man eine der Plattformen aufsuchen, um den einmaligen Blick über diese pulsierende Stadt zu genießen. Wer es klassischer will, dem sei die Plattform „The Rock“ im Rockefeller Center empfohlen. Auf der obersten Etage der Plattform kann man bei Schönwetter auch ohne Glaswand fotografieren. Aus meiner Sicht die beste Möglichkeit die Stadt von oben zu genießen und attraktiver als vom Empire State Building aus oder der ebenfalls neuen hypen Plattform der Stadt „The Edge“, ein ebenfalls neuer Wolkenkratzer im Businessviertel Hudson Yards.

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Teuer, teurer, Manhattan

Einen wunderschönen Blick auf das Empire State Building und Downtown Manhattan bietet auch die Rooftop Bar 230 auf der 5th Avenue, 230. Ein äußerst beliebter Treffpunkt der New Yorker und der Touristen und der Eintritt ist gratis. Die Drinks kosten so 11 Dollar, relaxen inklusive und das ist während einer doch sehr intensiven Tagestour einiges wert. Denn New York oder genauer, Manhattan ist kein günstiges Pflaster. Ein Glas Wein schlägt mit 16 Dollar zu Buche, der obligate before and after Dinner Cocktail kostet 20 Dollar, ein einfaches Pastagericht 23 Dollar und das in ganz normalen Lokalen. Hinzugefügt sei noch, dass es sich hier um Nettopreise handelt, wo noch die Mehrwertsteuer und mindestens 20 Prozent Trinkgeld hinzuzurechnen sind.  

Der neue Outdoor-Trend 

Kulinarisch war und ist New York ein besonders vielfältiges Pflaster. Die Corona-Pandemie hat zu einem großen Wechsel in der Gastronomieszene geführt. Viele mussten schließen, einige starten neu durch. Dazu gehört auch das Lodi im Rockefeller Center, das 2021 in dem Art-déco-Gebäudekomplex aus den 1930er-Jahren Platz gefunden hat und zur Cocktailstunde italienische Aperitivo-Kultur vom Feinsten bietet. Die Pandemie hat einen regelrechten „Schanigarten-Boom“ ausgelöst und die New Yorker dazu gebracht im Freien zu dinieren.

An den hohen Preisen ändert das aber nichts. Wer sich beispielsweise den Luxus gönnt im „Eleven Madison Park“ zu speisen, das 2017 zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde und drei Michelin Hauben trägt, muss mit 335 Dollar pro Person für ein Menü ohne Weinbegleitung und Trinkgeld rechnen. Aber es gibt auch noch die traditionellen Lokale die nicht nur Corona, sondern auch so manch frühere heftige Krise überstanden haben. Dazu gehört das seit 137 Jahren bestehende und für viele beste Steakhaus der Welt, das „Luger’s“ in Brooklyn oder auch das seit 1927 bestehende „Sardi’s“, das klassische Theaterrestaurant an der 44. Straße beim Broadway. Die Wände sind gepflastert mit Karikaturen von Showgrößen der Film- und Theaterszene, die hier eingekehrt sind. Ein absoluter Tipp vor oder nach einem Besuch einer Broadwayshow mit gutem Service und Drinks zu moderaten Preisen. Wer es günstiger und romantischer will, dem sei ein Picknick im wunderschönen Central Park oder vor Sonnenuntergang am Hudson River empfohlen. 

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Neuer Park auf Pfählen

Zum Picknick kann man auch sehr gut mit dem Fahrrad fahren und Manhattan entlang des Hudson bis zum East River erkunden und auch den einen oder anderen entspannten Halt an den vielen Piers genießen. Zum Beispiel am neuen Hotspot Little Island, den die Stadt den Einwohnern während Corona geschenkt hat. Little Island ist ein Park auf Pfählen am Hudson River im Stadtteil Chelsea und bildet den Pier 55. Das wellenförmige Design von Little Island ist inspiriert von einem Blatt, das auf dem Wasser schwimmt. Die futuristisch anmutende Insel wurde vom englischen Designer Thomas Heatherwick gestaltet der auch „The Vessel“ entworfen hat. 

Walk on the High Line 

The Vessel wurde bereits 2019 eröffnet und ist Mittelpunkt des neuen Geschäfts- und Wohnviertels Hudson Yards. Das bienenkorbähnliche Gebäude entdeckt man am besten von einem Spaziergang entlang des High Line Parks kommend, an dessen Ende sich The Vessel und Hudson Yard befindet. Inmitten des schmalen Grünpfades wird man Schritt für Schritt von den immer näherkommenden, riesigen Wolkenkratzen des Hudson Yards vereinnahmt, ein absolut beeindruckendes und zugleich beklemmendes Gefühl. Der High Line Park ist eine über zwei Kilometer lange und über 7 Metern hoch gelegene grüne Oase einer ehemaligen Güterzugterrasse und ein wunderschönes Beispiel einer gelungenen Bürgerinitiative. Statt dem geplanten Abriss mobilisierten sich bekannte New Yorker, finanzierten und organisierten den Umbau in eine grüne Flaniermeile.

Das neue World Trade Center - emotional, genial

Nicht minder beeindruckend und dies vor allem im emotionalen Sinn ist der neue gestaltete Ground Zero rund um das World Trade Center, ein absolutes „must seen“ eines New York Besuches. Abgesehen vom überwältigenden Bahnhofsgebäude Oculus des Spaniers Santiago Calatrava, das mit 3,5 Milliarden Euro ungeplant zum teuersten Bahnhof der Welt wurde, ist New York mit dem 9/11 Memorial eine wundervolle Gedenkstätte an die Anschläge vom 11. September 2001 gelungen. An jenem Ort, wo die zwei Zwillingstürme des ehemaligen World Trade Centers standen, klaffen zwei riesige Becken, an denen an den Namen der Opfer vorbei, unentwegt Wasser ins Schwarze nichts fließt. An jedem Geburtstag der Opfer wird eine weiße Rose in deren eingestanzten Namen gesteckt. Dahinter befindet sich das Museum zur Geschichte von 9/11.

Galerien-Hopping in Chelsea, shoppen in SoHo

An Museen der Extraklasse ist New York besonders gesegnet. Kunstliebhaber können im Big Apple aus dem Vollen schöpfen und sollten neben dem Museum of Modern Art, dem Whitney Museum und dem Guggenheim unbedingt einen Spaziergang durch das Galerienviertel in Chelsea zwischen der 20. und 26. Straße unternehmen. Eine derart hochqualifizierte Dichte an angesagten Künstlern und Großzügigkeit an Galerieräumen sieht man kaum wo. Das Galerien-Hopping ist natürlich kostenlos, für die Museen empfiehlt sich, die Tickets im Vorhinein online zu kaufen, zum Teil gibt es, wie im Whitney Museum, vor Ort auch gar keine Ticketschalter mehr. Wer sich gerne auf die Spuren von „Pretty Woman“ begeben will, ist neben der 5th Avenue nach wie vor am besten in SoHo aufgehoben. Hier befinden sich zwischen den wunderschönen Gusseisenbauten alle Kultmarken, junge Labels und auch preisgünstige Ketten sowie jede Menge nette kleine Cafés und Bistros zum Energietanken für zwischendurch. 

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Mit der U-Bahn an den Strand

Wer Erholung wie die New Yorker sucht sollte neben dem Besuch der grünen Lunge der Stadt, dem Central Park, auch einen Ausflug nach Coney Island machen. Mit der U-Bahn direkt an den Strand bieten nicht viele derartige Weltmetropolen. Es ist der Rummel- und Tummelplatz der einfachen New Yorker mit kilometerlangem Sandstrand im Süden von Brooklyn. Die bessere Gesellschaft zieht es stattdessen an Wochenenden in die Sommerresidenzen auf Long Island. Brooklyn hat sich mittlerweile zum neuen Hotspot von New York entwickelt. Mit weit moderateren Preisen zum Wohnen und Leben als im exklusiven Manhattan, hat sich hier eine bunte Szene entwickelt. Brooklyn gilt mittlerweile als natürliches Biotop des jungen trendigen Städters. Ein unvergesslicher Moment ist ein Spaziergang von Brooklyn über die Brooklyn Bridge Richtung Manhattan vor Sonnenuntergang, wenn zwischen der Skyline die Sonne langsam versinkt und sich in den Fassaden der Wolkenkratzer spiegelt. 

Der Big Apple bietet unzählige einmalige Eindrücke für die man viel Zeit, das nötige Kleingeld und Entdeckungslust benötigt. Denn die Aussage von Walt Whitman, einer der einflussreichsten amerikanischen Lyriker des 19. Jahrhunderts hat auch heutzutage nichts an Aktualität eingebüßt: „Die Stadt packt dich im Innersten, macht dich besoffen vor Ekstase. Du wirst wieder jung und voller Pracht und fühlst dich unsterblich.“ 

Bericht und Fotos Wolfgang Haas


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